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Resonanz – wenn das Leben zurückschwingt

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Wenn ich eine Handpan anspiele, geschieht etwas Wunderbares: Ein sanfter Schlag – und der Resonanzkörper beginnt zu klingen. Die Schwingungen breiten sich aus, jede Note trägt ein Echo in sich, das den Raum erfüllt und mich berührt. Es ist ein leises Gespräch zwischen Klang und Stille, eine Antwort des Metalls auf meine Berührung.


So erlebe ich Resonanz auch im Leben. Früher war mein Körper oft laut – nicht im lebendigen, schönen Sinn, sondern wie ein Alarm, der mich aus der Balance riss. Oft waren es die Schmerzen der Endometriose, die mich abtrennten von mir selbst – wie ein Instrument, das stumm geworden ist. Ich fühlte mich unverbunden, als würde ich nicht mitschwingen können.


Heute sehe ich diese Zeiten als Ausgangspunkt. Denn ich habe gelernt: Resonanz entsteht, wenn wir unser Inneres spüren und uns erlauben, darauf zu antworten.


Ich erinnere mich an einen Morgen, als ich erschöpft am Küchentisch saß. Meine Hände umklammerten die Kaffeetasse, einfach, weil ich Halt brauchte. Draußen wehte der Wind durch die Wiese, die Halme wiegten sich sanft im Rhythmus der Luft. So schlicht, so unspektakulär. Und plötzlich geschah etwas: Ein leiser Zug ging durch meinen Brustkorb, mein Atem wurde tiefer, mein Blick weicher. Für einen Moment war ich nicht nur die Frau mit Schmerzen und Sorgen, sondern Teil von etwas Lebendigem, Teil der Schwingung des Lebens.


Resonanz ist für mich genau das: Wenn unser Inneres auf etwas im Außen antwortet – wie bei der Handpan, wo ein sanfter Impuls den ganzen Körper in Schwingung versetzt. Manchmal genügt ein Sonnenstrahl, ein Geruch, eine Berührung oder ein Wort, um etwas Größeres in Bewegung zu setzen.


Heute achte ich auf diese leisen Töne des Lebens. Achtsamkeit bedeutet für mich, mich selbst zu spüren – auch in meiner Zerbrechlichkeit. Es bedeutet, die feinen Schwingungen meines Körpers wahrzunehmen, selbst wenn sie einst unbequem waren. Denn gerade dort kann Resonanz entstehen – nicht trotz des Schmerzes, sondern oft durch ihn.


Besonders stark spüre ich Resonanz in Begegnungen:

Wenn jemand mich anschaut, ohne in meinen Schmerz hineinzustarren.

Wenn wir in einer Umarmung den gleichen Atemrhythmus teilen.

Wenn eine Freundin schweigend neben mir sitzt und wir doch alles verstanden haben.


Diese Momente sind wie warme Inseln, wie Melodien, die sich unerwartet ausbreiten und mein Herz zum Klingen bringen. Resonanz verändert nicht sofort die äußeren Umstände – aber sie verändert, wie ich in ihnen stehe. Sie erinnert mich daran, dass ich nicht nur Zuschauerin meines Lebens bin, sondern Teil einer stillen, gegenseitigen Berührung zwischen mir und der Welt.


Und manchmal, wenn ich es am wenigsten erwarte, spüre ich es wieder: Mein Inneres beginnt zu schwingen. Nicht laut, nicht sichtbar für die Welt – aber spürbar für mich.


Wie die Töne auf der Handpan, die sich ausbreiten und in etwas Größeres hineinwachsen. Ein sanftes Mitschwingen, das mir sagt: Du bist verbunden. Du bist Teil davon.


Heute weiß ich: Ich bin lebendig. Ich bin mehr als mein Schmerz.


Jeder Moment kann mich zum Mitschwingen bringen – und das reicht, um weiterzugehen.

 

Schritt für Schritt, getragen von den leisen Tönen meines Lebens.

 

von Herz zu Herz

endoli | lisa hochstrasser

 

 
 
 

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