Resilienz – die leise Stärke in stürmischen Zeiten
- Lisa Hochstrasser
- 21. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
„Es geht nicht darum, unzerbrechlich zu werden. Es geht darum, biegsam zu bleiben.“
Es gibt Momente im Leben, die fühlen sich an wie ein Sturm. Alles, was eben noch sicher schien, wird durcheinandergewirbelt, und plötzlich stehst du da – mittendrin, ohne Schirm, ohne Schutz. Und dann kommt diese Frage: „Wie soll ich das schaffen?“ Genau hier beginnt Resilienz. Ein Wort, das in den letzten Jahren oft benutzt wird, fast wie ein Modebegriff. Aber in Wahrheit ist es etwas ganz Essenzielles. Resilienz bedeutet nicht, dass uns nichts mehr verletzt. Es heißt nicht, stark zu sein wie Stahl oder unerschütterlich wie Beton. Es bedeutet vielmehr, biegsam zu bleiben wie Bambus. Mit dem Wind zu gehen, ohne zu brechen. Standhaft und doch beweglich.
In der Psychologie beschreibt Resilienz die Fähigkeit, mit Belastungen, Krisen oder Veränderungen so umzugehen, dass wir nicht nur überleben, sondern manchmal sogar daran wachsen. Und das Spannende ist: Resilienz ist kein festes Persönlichkeitsmerkmal, das man hat oder nicht hat. Sie ist eine innere Haltung, die sich entwickeln kann. Manche nennen sie seelische Widerstandskraft – ich mag das Bild der Verwurzelung lieber. Je tiefer die Wurzeln, desto mehr Halt finden wir, selbst wenn oben alles wankt.
Doch was gibt uns diese Kraft? Forschende sprechen von Faktoren wie Akzeptanz, Optimismus, Lösungsorientierung, einem unterstützenden Netzwerk und Selbstfürsorge. Klingt theoretisch, aber im Alltag sind es oft ganz kleine Dinge: der Moment, in dem du bewusst atmest, statt dich von Panik tragen zu lassen. Der Augenblick, in dem du um Hilfe bittest, statt alles alleine schaffen zu wollen. Oder der Gedanke: „Ich kann das jetzt nicht ändern – aber ich kann entscheiden, wie ich damit umgehe.“ Genau diese Entscheidung ist der Kern von Resilienz.
Und ja, Resilienz lässt sich üben – Schritt für Schritt, ganz sanft. Es geht nicht darum, plötzlich unerschütterlich zu sein, sondern kleine Inseln zu bauen, auf denen wir stehen können. Orte in unserem Kopf, in unserem Alltag, die uns Kraft geben, Ruhe schenken oder einen neuen Blickwinkel eröffnen. Von Insel zu Insel zu hüpfen, Schritt für Schritt, lehrt uns, den Sturm zu meistern – flexibel, wie Bambus im Wind. Mentaltraining bedeutet genau das: bewusst innehalten, die eigenen Gedanken wahrnehmen und kleine Übungen einbauen, die uns stabilisieren, ohne dass wir unsere Beweglichkeit verlieren.
Vielleicht fragst du dich, ob das leicht ist. Nein, das ist es nicht. Gerade in Zeiten, in denen Schmerzen, Trauer oder Überforderung den Ton angeben, fühlt sich Resilienz nicht wie ein schönes Konzept an, sondern wie ein harter Kampf. Und doch liegt darin eine Chance. Nicht für Perfektion. Nicht für ein Leben ohne Stürme. Sondern für die Fähigkeit, mitten im Chaos ein kleines Stück Boden zu finden, auf dem du stehen kannst.
Resilienz heißt nicht, dass du immer stark bist. Sie heißt, dass du wieder aufstehen kannst – auch wenn du vorher hingefallen bist. Sie heißt, dass du dir erlaubst, Hilfe zu suchen, Grenzen zu setzen, Pausen zu machen. Sie heißt, dass du ehrlich bist mit dir selbst und trotzdem nach dem Licht schaust, selbst wenn der Himmel dunkel ist.
Ich glaube, Resilienz beginnt im Kleinen. Mit einem Gedanken. Mit einem leisen „Trotzdem“. Mit dem Vertrauen, dass du nicht allein bist und dass du mehr in dir trägst, als du im ersten Moment glaubst.
Und wenn das Leben das nächste Mal wankt, erinnere dich: Du bist kein Betonpfeiler, der alles aushalten muss. Du bist wie Bambus. Beweglich. Verwurzelt. Und in deiner Biegsamkeit liegt deine wahre Stärke.
von Herz zu Herz
endoli | lisa hochstrasser




Kommentare