Falscher Flyer, echte Erkenntnis – warum Fehler manchmal der Anfang sind
- Lisa Hochstrasser
- 8. Juni
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Aug.
Der Moment, der alles erschütterte
Ich hatte mein Herzensprojekt „endoli“ mit viel Liebe, Zeit und Energie vorbereitet und es bei den Endometriose-Zentren vorgestellt – einem Thema, das viele Frauen betrifft und oft mit Unsichtbarkeit und Schmerzen einhergeht. Voller Hoffnung und innerem Stolz öffnete ich später erneut den Flyer und bemerkte sofort: Die falsche Version war verschickt worden.
Ein technischer Fehler, der in mir jedoch das Gefühl auslöste, alles könne zusammenbrechen.
Was mein Fehler mit dem Frau-Sein und Endometriose zu tun hat
Der Moment, in dem ich meinen Fehler entdeckte, fühlte sich für mich auch deshalb so stark an, weil ich mit meinem Projekt „endoli“ genau jene Frauen anspreche, die oft mit Unsichtbarkeit, Selbstzweifeln und dem Gefühl „nicht genug zu sein“ kämpfen – wie viele Endometriose-betroffene.
Ich erkannte, dass die Gedanken, die in mir hochkamen, denen vieler Frauen mit Endometriose ähneln: Die Angst, nicht ernst genommen zu werden, die Sorge, wegen Schwächen oder Fehlern abgelehnt zu werden, und das Gefühl, ständig beweisen zu müssen, dass man trotz Schmerzen und Herausforderungen wertvoll und kompetent ist.
Mein Fehler wurde so zu einem Spiegel dieser inneren Muster – ein Zeichen dafür, wie tief verankert solche Selbstkritik und Scham sein können, nicht nur bei mir, sondern auch bei vielen Frauen, die tagtäglich mit ihrer Erkrankung und dem gesellschaftlichen Druck umgehen.
Diese Verbindung macht mir Mut, denn wenn ich lernen kann, mit Fehlern liebevoll umzugehen, kann das auch anderen Frauen helfen, sich selbst mit mehr Mitgefühl und Stärke zu begegnen.
Was in meinem Körper geschah – Die körperliche Reaktion
Noch bevor ich rational denken konnte, übernahm mein Körper: Mein Puls schoss in die Höhe, ich konnte kaum noch atmen. Ein heißes Gefühl durchflutete meinen Brustkorb, mein Magen zog sich zusammen. Ich spürte: Ich bin im Alarmzustand.
Was da ablief, war mehr als bloße Nervosität. Es war der Stresskreislauf in vollem Gange: Mein vegetatives Nervensystem schaltete in den Alarmzustand. Der sogenannte Sympathikus übernahm das Kommando – zuständig für Kampf oder Flucht. Dabei unterscheidet unser Körper nicht zwischen einem körperlichen Angriff und einem emotionalen – etwa durch Scham, Versagensängste oder soziale Ablehnung. In mir war alles auf Rückzug oder Selbstschutz programmiert. Der Körper wollte mich retten –… aber wovor eigentlich?
Nicht vor dem Flyer. Nicht vor dem Projekt.
Sondern vor dem, was darunter lag:
➡️ Vor der Angst, nicht ernst genommen zu werden.
➡️ Vor dem Gefühl, „nicht gut genug“ zu sein.
➡️ Vor der Scham, sichtbar zu sein – mit Fehlern.
➡️ Vor dem möglichen Verlust von Anerkennung oder Vertrauen.
Für unser Nervensystem sind das echte Bedrohungen. Besonders wenn wir mit unserem Herzensprojekt an die Öffentlichkeit treten, machen wir uns verletzlich. Wir zeigen uns – mit all dem, was uns wichtig ist. Ein Fehler in diesem Kontext trifft nicht nur unser Ego. Er trifft unsere tiefsten Schutzmechanismen.
Was in meinem Kopf geschah – Die mentale Spirale
Gleichzeitig begann mein Denken zu rasen. Eine mentale Spirale setzte ein: „Was für ein erster Eindruck …“„Werde ich jetzt noch ernst genommen?“ „Ist alles umsonst gewesen?“ „So startet man doch kein Projekt!“
Diese Gedanken kamen nicht langsam – sie überschlugen sich. Sie wurden zum Echo, das in mir immer lauter wurde. Jeder Gedanke verstärkte den nächsten, bis sich mein innerer Kritiker wie ein Megafon anhörte.
🧠 Was passiert bei mentalem Stress im Gehirn?
Wenn wir in eine emotionale Ausnahmesituation geraten, übernimmt das limbische System – der Teil unseres Gehirns, der für Emotionen, Überleben und Bewertung zuständig ist. Besonders aktiv wird dabei die Amygdala, unser „Gefahrenradar“. Sie scannt alles blitzschnell: „Bin ich sicher – oder bedroht?“In meinem Fall wertete sie den Fehler als soziale Bedrohung – und schlug sofort Alarm.
➡️ Die Folge: Die Amygdala sendet Stresssignale, der Körper wird aktiviert, und gleichzeitig wird der Zugang zum präfrontalen Kortex – also unserem logisch denkenden, rationalen Gehirnteil – eingeschränkt. Kurz gesagt: Wir können in solchen Momenten nicht mehr klar denken, weil unser Gehirn uns auf „Überleben“ schaltet. Wir verlieren die Fähigkeit zur realistischen Einschätzung. Wir denken in Extremen – in alles oder nichts, richtig oder falsch, akzeptiert oder abgelehnt.
Was von außen kam – Die Reaktion
Irgendwann fasste ich mir ein Herz. Ich schrieb den Ansprechpersonen der Zentren eine ehrliche Nachricht: Ich erklärte, dass mir ein Fehler unterlaufen war – dass ich den falschen Flyer verschickt hatte. Dass es mir unheimlich unangenehm sei. Dass ich mein Projekt so auf keinen Fall vorstellen wollte. Ich drückte aus, wie wichtig mir das Ganze war. Und dann … wartete ich. Und bangte. Ich erwartete enttäuschte, skeptische Reaktionen. Vielleicht sogar Funkstille. Ich rechnete mit einem „Aha, danke für die Info“ – und dachte schon daran, ob ich mich neu bewerben müsste. Doch dann kam alles anders. Die Rückmeldungen waren voller Verständnis. Empathisch. Wohlwollend. Menschlich . Sie fanden den Flyer super. Niemand sprach von Unprofessionalität. Niemand war abweisend!
In mir begann sich etwas zu lösen. Die Anspannung wich. Mein Herz klopfte zwar immer noch – aber jetzt vor Erleichterung. Ich spürte: Die Energie begann wieder zu fliessen. Mein Fehler war nicht das Ende. Es war der Anfang einer ehrlichen Verbindung.
Was ich daraus lernte
Dieser Moment hat mich etwas gelehrt, das kein Coachingbuch in dieser Tiefe hätte vermitteln können: Dass ein Fehler nicht das Ende, sondern auch ein Einstieg in Verbindung, Mitgefühl und Wachstum sein kann. Ich habe gelernt, wie schnell wir glauben, dass ein einzelner Fehltritt alles kaputtmachen kann. Wie sehr wir manchmal denken, wir müssten perfekt funktionieren, um ernst genommen zu werden – gerade dann, wenn uns etwas am Herzen liegt. Aber ich habe auch erfahren: Wenn wir den Mut haben, offen und ehrlich zu sein – selbst im Fehler –, begegnet uns oft mehr Menschlichkeit als Urteil. Nicht weil alle Menschen immer empathisch reagieren. Sondern weil Verbindung oft dann entsteht, wenn wir uns verletzlich zeigen. Ich habe gelernt, wie sehr unser Körper uns schützt – auch wenn es sich im Moment selbstzerstörerisch anfühlt. Und dass wir diesen Automatismus unterbrechen können, wenn wir verstehen, was passiert. Wenn wir lernen, uns selbst in diesen Momenten zu halten, statt uns innerlich zu verurteilen.
Ich habe gelernt, wie viel Macht unsere Gedanken haben – aber auch, dass wir nicht jeder Stimme in unserem Kopf glauben müssen.
Dass wir üben können, neue innere Sätze zu denken:
🌀 „Ich darf Fehler machen.“
🌀 „Ich bin trotzdem kompetent.“
🌀 „Ich wachse daran.“
Und vielleicht das Wichtigste: Ich habe gelernt, dass ich nicht weniger professionell bin, weil mir ein Fehler passiert ist –sondern authentischer, greifbarer, echter. Und dass genau das das Fundament für Vertrauen ist – in mir, in anderen, in mein Projekt.
Wie du mit solchen Momenten umgehen kannst
Fehler. Stress. Scham. Selbstzweifel. Sie können uns überrollen – körperlich, emotional, gedanklich. Aber du bist dem nicht hilflos ausgeliefert. Du kannst lernen, damit umzugehen – liebevoll, bewusst, kraftvoll. Hier ein paar Wege, die dich zurück in deine Mitte bringen:
🧠 1. Verstehe Stress – und wisse, wie du dein Nervensystem beruhigen kannst
Wenn du in Stress gerätst, hilft dir nicht zuerst Denken – sondern Regulation. Dein Körper braucht das Signal: „Du bist sicher.“
Was hilft konkret?
• Atmung verlängern: 4 Sekunden ein, 6 bis 8 Sekunden aus – wiederhole das mehrmals. Der verlängerte Ausatem aktiviert den Parasympathikus – deinen „Beruhigungsnerv“.
• Boden spüren: Stell beide Füsse fest auf den Boden. Spüre das Gewicht. Erinnere dich: Ich bin da. Ich bin sicher.
• Körperspannung lösen: Schüttel dich sanft aus. Gähne bewusst. Streck dich. Das entlädt Stresshormone.
• Lächeln – auch künstlich: Das Gehirn bekommt durch die Gesichtsmuskeln das Signal: Es ist okay.
Das klingt simpel – aber das ist biologische Regulation. Ohne die bleibt dein Verstand in der Dauerschleife.
💭 2. Hinterfrage deine Gedanken – nicht jeder Gedanke ist wahr
In Stressmomenten glauben wir unseren inneren Stimmen blind:„Ich bin peinlich.“„Jetzt nimmt mich niemand mehr ernst.“„Das war’s.“Aber: Gedanken sind nicht automatisch Wahrheiten.Oft sind es alte Glaubenssätze – entstanden in Kindheit, Schule, Gesellschaft.
🧩 Beispiel:
Gedanke: „Ich darf keine Fehler machen, sonst bin ich nicht gut genug.“
Reaktion: Scham, Rückzug, Überforderung
👉 Frage dich: Ist das wirklich wahr? Wer hat das gesagt? Gilt das für alle Menschen – oder nur für mich?
Erlaube dir neue Sätze wie:
• „Ich bin mehr als meine Leistung.“
• „Ich wachse durch Erfahrung – nicht durch Perfektion.“
• „Ich bin lernend – nicht scheiternd.“
🔄 3. Reframing – Gib der Situation eine neue Bedeutung
Reframing bedeutet: Du schaust bewusst aus einem anderen Blickwinkel. Du nimmst denselben Moment – aber bewertest ihn neu.
🧩 Beispiel:Fehler-Reaktion: „Ich habe es verbockt.“
👉 Reframing: „Ich habe Mut gezeigt, mein Projekt zu präsentieren – und bin menschlich geblieben.“
Reframing ist kein Schönreden. Es ist ein bewusstes Umdeuten in eine stärkende Perspektive.
❤️ 4. Selbstliebe – sei auf deiner eigenen Seite
Der wichtigste Schritt: Sei nicht dein eigener Feind. Üb dich darin, für dich selbst zu bleiben, auch wenn es unangenehm wird.
Frage dich in solchen Momenten:
• Was würde ich jetzt einer guten Freundin sagen?
• Was brauche ich gerade – Trost, Klarheit, Erdung?
• Wie kann ich liebevoll mit mir sprechen, statt hart?
Selbstliebe zeigt sich nicht nur im Wellnessmoment. Sie zeigt sich genau hier – wenn du in einem Tief bist und dich trotzdem hältst.
endoli soll genau das sein: Ein Raum für Menschlichkeit
Bei endoli möchte ich einen Ort schaffen, an dem Fehler erlaubt sind. Wo du wachsen darfst – in deinem eigenen Tempo, mit deinen eigenen Unsicherheiten. Wo Offenheit und Mitgefühl mehr zählen als Perfektionismus. Ich glaube fest daran, dass uns gerade unsere Erfahrungen – auch die schmerzhaften – näher zusammenbringen können. Und dass wahre Stärke oft genau dort beginnt, wo wir den Mut haben, uns ehrlich und verletzlich zu zeigen.
Was Mentaltraining und Coaching bei endoli für dich bewirken können
Mentaltraining ist viel mehr als positives Denken. Es ist eine bewusste Reise zu dir selbst – zu mehr Selbstbewusstsein, innerer Ruhe und Klarheit. Im Coaching lernst du, wie du deine mentalen Stressmuster erkennst und aktiv veränderst. Du übst Techniken wie Atemarbeit, Gedankenhinterfragen und Reframing, die dir helfen, den inneren Kritiker leiser zu stellen und deine Selbstliebe zu stärken.
Das Ziel ist, dich mental zu stärken, damit du Herausforderungen – privat wie beruflich – mit mehr Gelassenheit und Vertrauen begegnen kannst. endoli ist dein Begleiter auf diesem Weg: Ein sicherer Raum, in dem du unterstützt wirst, um deine innere Kraft zu entfalten und dich authentisch zu zeigen – ohne Angst vor Fehlern.
Zum Schluss
Dieser Fehler war nicht schön. Aber er hat mir gezeigt, wie viel Kraft in Verletzlichkeit steckt. Wenn du auch manchmal das Gefühl hast, „nicht genug“ zu sein – dann bitte erinnere dich daran: Du darfst Fehler machen. Du darfst unperfekt sein. Und du darfst trotzdem ganz sein.
Von Herz zu Herz,
endoli | lisa hochstrasser
👉 Du findest Endoli auch auf Instagram und Facebook unter @endoli.coaching – ich freue mich, wenn wir uns dort verbinden.








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