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Meine Endometriose-Geschichte | Teil 3 – Hoffen und Zweifeln

Wir wussten: Wir wollten unbedingt ein zweites Kind. Da wir den Zyklus-Tracker von der ersten Schwangerschaft noch hatten – ein Gerät, das über Urin den Eisprung bestimmte – entschieden wir uns, ihn direkt wieder einzusetzen. Ich setzte also die Pille ab. Voller Hoffnung. Voller Vorfreude. Wir suchten sogar schon Namen aus. Heute würde ich sagen: ja, vielleicht etwas naiv. Aber es hatte ja schon einmal geklappt – also wird es doch wohl wieder gehen. Ich muss nur die Zähne zusammenbeissen.


Doch mit dem Absetzen der Pille kamen die starken Blutungen und die Schmerzen zurück. Und etwas Neues: Ich wurde jedes Mal nach der Periode krank. Mein Körper war ausgelaugt, mein Immunsystem fühlte sich wie auf Standby. Erkältung, starker Husten, Halsschmerzen, Nasennebenhöhlenentzündungen, Magen-Darm-Grippe – ich war ständig krank und brauchte oft Antibiotika. Die Entzündungswerte in meinem Blut waren viel zu hoch – dauerhaft. Und doch hiess es beim Hausarzt nur: „Es gibt halt Menschen, die öfter krank sind. Vielleicht achten Sie einfach zu wenig auf Ihre Gesundheit.“


Ich entgegnete: „Aber früher war das nicht so. Und es beginnt jedes Mal mit meiner Periode. Kann es sein, dass mein Körper dadurch so geschwächt ist?“


Die Antwort war ernüchternd:

„Nein, das glaube ich nicht. Und wenn Sie mit all dem nicht mehr zurechtkommen, dann suchen Sie sich halt eine Selbsthilfegruppe.“


Ich war schockiert. Nach dem Arztbesuch sass ich im Auto und weinte. Ich fühlte mich total hilflos. Ich wusste, es stimmt etwas nicht – aber niemand sah es.


Auch beim Frauenarzt hiess es, dass alles gut aussähe. Man schlug vor, eine Bauchspiegelung zu machen, um sicherzugehen, dass die Eileiter durchlässig seien und nichts im Weg stünde.

Also liess ich den Eingriff machen, in der Hoffnung auf Klarheit. Nach der Operation kam der Arzt ans Bett: „Sie sind vollkommen gesund. Ich habe nichts entdeckt, was eine Schwangerschaft beeinflussen könnte. Sie dürfen heute noch nach Hause.“


Einerseits war ich erleichtert. Aber gleichzeitig fühlte ich mich innerlich leer. Irgendetwas in mir wusste: Das kann nicht sein.


Ich fühlte mich oft allein und musste einfach funktionieren. Einen Tag später ging ich, frisch operiert, an den Elternabend zur Einführung in den Kindergarten. Ich weiss bis heute nicht, wie ich das geschafft habe. Ich wollte nicht schwach wirken. Nicht vor ihm. Nicht vor den anderen. Nicht vor mir selbst. Ich wollte weitermachen. Ich musste einfach.


Denn: Ich war ja anscheinend gesund. Also tu nicht so!

 

Ich weiss, wie es sich anfühlt, wenn man kämpft und niemand sieht, wie schwer es wirklich ist. Doch es lohnt sich, weiter nach Antworten zu suchen und auf sich selbst zu hören.


Auch wenn der Weg lang und oft einsam erscheint, habe ich gelernt: Mein Körper spricht zu mir – und ich habe das Recht, genau hinzuhören. Es ist okay, nicht immer stark zu sein. Es ist okay, Fragen zu stellen, weiterzuforschen und auf die eigene Intuition zu vertrauen. Jeder kleine Schritt, jede Erkenntnis, jede Entscheidung für mich selbst ist ein Sieg. Und manchmal ist das grösste Geschenk, das wir uns machen können, uns selbst ernst zu nehmen.


Du bist nicht allein auf diesem Weg. Es gibt Menschen, die verstehen, zuhören und begleiten können – und es lohnt sich, diese Wege zu gehen. Auch wenn es langsam geht, auch wenn nicht alles sofort klar wird: Jeder Schritt in Richtung Selbstfürsorge und Verständnis ist ein Schritt in die richtige Richtung.


von Herz zu Herz

endoli | lisa hochstrasser

 
 
 

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